Von uralten Vulkankratern bis hin zu pulsierenden Geysiren: In der Eifel schlummern jede Menge Geschichten. Wir haben uns auf die Suche nach den Zeugnissen jahrtausendealter vulkanischer Aktivitäten und den Ursprüngen von Trachyt gemacht – und wurden fündig …
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Günther Jauch hat es getan! Bei „Wer wird Millionär?“ stellte er die Frage: Die Mosel bildet die natürliche Grenze zwischen... A: Eifel und Hunsrück? B: Aldi Nord und Aldi Süd? Oder C: Berlin und Brandenburg? Sollte man eigentlich wissen? Schon – und doch: Die Kandidatin tippte auf C. Grund genug, der Eifel einen Besuch abzustatten. Schließlich ist sie auch die Heimat der meisten Trachyt-Vorkommen in Deutschland. Auch wir studieren erst einmal die Landkarte. Darauf ziehen wir von Koblenz nach Aachen westwärts einen dicken Strich, einen weiteren Richtung Norden an der deutsch-belgischen und der deutsch-luxemburgischen Grenze entlang bis nach Trier und einen dritten zurück nach Koblenz. Herausgekommen ist ein Dreieck, von dem es heißt, dass sich nirgendwo sonst in Deutschland auf derart kleiner Fläche so viele verschiedene Landschaften tummeln: Seen und Maare, Wälder und Hochmoore, Flüsse und Vulkane. Mit anderen Worten: Wasser, Erde, Luft und Feuer. Und dazu ein großes Vorkommen an Trachyt. Wo er zu finden war und noch zu finden ist: Auf geht’s zur Tour d’Eifel …
BETRETEN VERBOTEN
… die für uns erst einmal an einem Zaun endet. Den Hinweis „Betreten verboten!“ werden wir noch häufiger sehen an kleinen und inzwischen aufgegebenen Trachyt- Fundorten. Unser Schild hängt an einem Zaun des ehemaligen Steinbruchs Reimerath. Hier wurde einst im Tagebau Trachyt gewonnen. Nebenan gibt es zum Glück eine für alle zugängliche Halde, wo Sammler immer wieder mit kleineren Fundstücken belohnt werden. Hier, in der Nähe der Ortschaft Mayen, gab es weitere Abbaustellen. Sie rückten in den Mittelpunkt des Interesses, als sich der wichtigste Bruch von Trachyt am Drachenfels im Siebengebirge Mitte des 18. Jahrhunderts erschöpfte.
Trachyt ist genau wie Basalt, Bimsstein und Obsidian ein Vulkanit. Man muss nicht Sherlock Holmes sein, um daraus zu schließen: Wo Trachyt vorkommt, gab es vulkanische Aktivitäten. Holmes eifriger Kollege Dr. Watson würde hinzufügen: Deshalb heißt die Vulkaneifel auch Vulkaneifel. Dort gab es über Jahrtausende hinweg viele vulkanische Aktivitäten. Der letzte Ausbruch in der Osteifel liegt 13 000 Jahre zurück, in der Westeifel nur 11 000 Jahre. Natürlich stellt sich da die Frage: Ist ein Ausbruch auch heute möglich? So wie 2021 auf der kanarischen Insel La Palma, als die Welt zusah, wie der Vulkan Tajogaite ausbrach und ungeheure Lavamassen durchs Aridanetal Richtung Meer flossen? Ein solches Szenario wollen Experten auch in der Eifel nicht ausschließen. Nur weil seit dem letzten Eifel-Vulkanausbruch viel Zeit ins Land gegangen ist, heißt es in Kreisen der Wissenschaft: Ein erneuter Ausbruch sei trotzdem möglich.
VULKANISCHE ZEUGEN
Die vulkanischen Vermächtnisse der Eifel tragen heute poetische Namen wie Krufter Ofen, Pulvermaar oder Kyll. Kein Wunder, sind die Brüder Grimm auf der Suche nach Volkssagen in der Eifel besonders fündig geworden. Die Spuren vulkanischer Aktivitäten sind fast überall sichtbar: Viele Berge tragen einen typischen Vulkankegel zur Schau wie der Ernstberg, mit 700 Metern einer der höchsten Berge der Eifel. Bei einem der gewaltigsten Ausbrüche in der Region beim Laacher-See-Vulkan wurde so viel Asche ausgeworfen, dass wir sie an der Wingertsbergwand als gigantische Schicht bestaunen können. In der Ettringer Lay präsentieren sich meterhohe Basaltsäulen. Die Trassablagerungen im Brohltal wiederum entstanden durch Lavaströme, die das ganze Tal ausfüllten.
EIN GEYSIR IN DEUTSCHLAND?
Zum vulkanischen Erbe zählt auch der Geysir Andernach. Dass der höchste Kaltwasser-Geysir der Welt in Deutschland einzigartig ist, soll dabei bloß als Gedankenstütze für „Wer wird Millionär?“-Kandidaten dienen. Der Geysir befindet sich in einem bewaldeten Naturschutzgebiet auf der Halbinsel Namedyer Werth. Unvermittelt schießt hier eine 60 Meter hohe Fontäne hervor – in Trinkwasserqualität.
MÄCHTIGE MAARE
Dazu kommen an jeder Ecke Vulkan-Maare, also mit Wasser gefüllte Krater ehemaliger Vulkane. Darin lässt sich heute schwimmen und baden: Zum Beispiel im Schalkenmehrener Maar bei Daun, dem besagten Pulvermaar oder dem Meerfelder Maar, mit 200 Metern Tiefe das größte Maar der Vulkaneifel. Bei einigen dieser Maare können wir noch den umgebenden vulkanischen Wall erkennen, der aus Lava entstand, die bei der Wasserdampfexplosion im Vulkan ausgeworfen wurde. Das macht die Maare spannend für die Wissenschaft: In den Sedimenten sind Überreste von Tieren und Pflanzen eingeschlossen, die einen tieferen Blick in die vulkanische Vergangenheit zulassen. Übrigens gibt es zu den oben genannten rund 70 weitere Maare – nur falls Günther Jauch Sie mal fragen sollte.