Im Kreis gedacht Trachyt

Kaum jemand schafft es, eine solche Leidenschaft für einen Stein zu hegen wie Daniel Imhäuser. Als Vordenker in Sachen Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Bauen hat er einen ganz besonderen Blick auf Trachyt. Warum ein Naturbaustoff und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind, wie er zum Trachyt-Fan wurde und was seine Kunden an Trachyt so sehr schätzen? Das verrät er im Interview …

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Lieber Herr Imhäuser, Trachyt ist nicht gerade die bekannteste Gesteinsart. Kaum einer weiß, dass der Kölner Dom aus Trachyt gebaut ist. Wie kam für Blasius Schuster in Sachen Trachyt der Stein ins Rollen?

Das war tatsächlich fast schon eine Art glückliche Fügung, die sich über unseren Geschäftspartner Sibelco, einen belgischen Rohstoffkonzern, ergeben hat. Sibelco ist interessiert an den weiß brennenden Tonen, die sich in der Grube Stemmer und Barbara verbergen. Diese Tone sind jedoch überlagert von Trachyt. Also ist es unsere Aufgabe, die Tone freizulegen, indem wir den Trachyt abbauen – das ist hier der entscheidende Unterschied im Vergleich zu anderen Prozessen der Rohstoff-Gewinnung. Es geht primär um Ton, nicht um Trachyt.

Für Sie ist Trachyt dennoch kein Nebenprodukt. Im Gegenteil, Sie gelten als bekennender Trachyt-Fan. Warum?

Trachyt ist einfach schön. Und er ist anders. Allein schon seine außergewöhnlich helle Farbgebung fällt auf. Und das passt so gut zu dem, was unser Verständnis von Mineralik in der Bauwirtschaft ist. Wir wollen anders sein, wir wollen was bewegen. Und dieser Stein, obwohl er ein Primärrohstoff ist, der ist anders. Deshalb haben wir seit dem ersten Tag an diesen Stein geglaubt, auch was die technischen Parameter angeht. Immerhin gab es von der ersten Erkundung bis zur heutigen Lieferung unseres Trachyts viele Wetten auf die Qualität des Materials, die wir am Ende alle gewonnen haben. Deshalb hat der Stein auf mich eine vergleichbare Faszination.


Die Farbe und die chemischen Eigenschaften sind dabei aber doch sicher nicht alles, oder?

Nein. Zwischen uns und dem Trachyt passt es gleich in doppelter Hinsicht. Wir beschäftigen uns ständig damit, wie wir unsere Fahrten optimieren können. Der Zusammenhang ist, dass global gedacht fast jeder dritte Lkw mit Schüttgut unterwegs ist. Das ist also eine enorm große Stellschraube, an der wir drehen können. Unser Ziel ist es deshalb, den Lkw- Verkehr und die damit einhergehenden C02- und Stickoxid-Emissionen zu halbieren, indem wir Strecken halbieren. In den kommenden Jahren fahren wir viele hunderttausend Tonnen Schüttgut von Baustellen aus dem Rhein-Main-Gebiet zur Rekultivierung von Gruben in den Westerwald. Und von dort aus nehmen wir dann den Trachyt wieder mit zu uns nach Frankfurt. Das ist für uns eine Win-Win- Situation. Und für die Umwelt eben auch.

In den Geschäftsjahren 2022 und 2023 haben Sie knapp 300 000 Tonnen Trachyt vermarktet. Ist das für Euch so etwas wie ein Anfang oder ein Rekord für die Ewigkeit?

Das ist die Marke, die uns auch in den kommenden Jahren begleiten wird, mit Sicherheit. Aber gerade beim Thema Rohstoffgewinnung geht es uns nicht darum, immer noch größere Mengen zu erreichen. Stattdessen wollen wir ganz dosiert mit diesem Naturbaustoff umgehen. Alles andere würde ja nur bedeuten, dass wir damit die Versorgung von zukünftigen Generationen schmälern. Vollgas geben wir stattdessen im Bereich Recycling und Kreislaufwirtschaft.

Apropos Kreislaufwirtschaft: Bei vielen Unternehmen sind solche im Kreis gedachten Prozesse nach wie vor Zukunftsmusik, vielleicht sogar nur Wunschdenken. Warum setzen Sie sich so sehr für die Kreislaufwirtschaft ein?

Weil ich jeden Tag sehe, was sich verändern kann. Wir schaffen Veränderung, indem wir an Kreislaufwirtschaft glauben, sie mit guten Argumenten erklären und Entscheider davon überzeugen. Ein Beispiel ist die Sache mit den Rezyklaten. In der Vergangenheit gab es immer wieder starke Vorbehalte, nicht zuletzt, weil es bei recycelten Baustoffen ganz entscheidende handwerkliche Unterschiede gibt. Aber mittlerweile haben sich die Kompetenzen und Technologien in der Recyclingwirtschaft deutlich verbessert, um Materialien in der entsprechenden Güte herzustellen. Und weil ich an diesen Fortschritt glaube und selbst von ihm getragen bin, kämpfe ich jeden Tag dafür.

Was muss sich speziell in der Baubranche Ihrer Meinung nach verändern, damit sie nachhaltiger wird?

Für mich ist signifikant: Die Ausschreibungen von Baumaßnahmen müssen sich verändern! Es braucht das Bewusstsein, dass das Rezyklat von Anfang an berücksichtigt wird. Ähnlich bedeutsam ist das Thema Architektur. Schon bei der Planung eines Bauwerks muss an die Kreislaufwirtschaft gedacht werden. Daran, wie man ein Gebäude eines Tages wieder zurückbauen und Materialien voneinander trennen und wiederverwenden kann. Die Baubranche muss außerdem lernen: Recycling-Baustoffe sind nicht zwingend günstiger. Ressourcen- und Klimaschutz haben ihren Preis und der kann teilweise höher sein als für einen Naturbaustoff. Viele Menschen sind etwa bereit, für ein Getränk oder ein Shampoo in einer Flasche mit hohem Recyclinganteil mehr Geld zu bezahlen. In der Baubranche fehlt dieses Bewusstsein noch. Ich finde, das sollte schon bei der Vergabe miteingepreist werden.

Und wie kommen wir da hin?

Die Branche selbst muss lernen, viel mehr über Kreislaufwirtschaft zu reden und darüber aufzuklären – ungeachtet davon, welches Gewerk tätig ist oder zu welcher Generation mein Gegenüber gehört. Wir in der Baubranche haben eine massive Chance, Einfluss auf den Klimawandel zu nehmen. Viel mehr als jede Veränderung der Lebensweise einer Einzelperson. Und über diese Chance sollten wir sprechen.

Trachyt ist EINFACH ANDERS. Allein schon seine außergewöhnliche Farbe. Und das PASST SO GUT ZU UNS, denn wir sind gern anders, um WAS ZU BEWEGEN

Sehen Sie sich selbst in der Hinsicht als Vorreiter?

Nein. Das Thema ist viel zu groß und viel zu relevant, als dass einer allein das antreiben könnte. Ich habe den Eindruck, dass es einen bundesweiten Staffellauf gibt, an dem viele Menschen mit tollen Ideen beteiligt sind. Ich glaube auch, dass diese Menschen dafür gerüstet sind, das Thema gemeinsam nach vorne zu bringen. Und da mische ich eben mit – als ein Treiber von vielen.

Als Verfechter der Kreislaufwirtschaft: Wie kam es dazu, dass Sie mit Trachyt nun dennoch den Schritt in die Rohstoffgewinnung gegangen sind?

Wir haben uns in den vergangenen knapp acht Jahrzehnten von einem Logistiker zu einem Entsorger und hin zu einem Hersteller entwickelt. Als Hersteller von Recyclingmaterialien macht es strategisch unglaublich viel Sinn, zusätzlich Naturbaustoff anzubieten. So können wir unsere Kunden sowohl mit Rezyklat als auch mit Naturbaustoff beliefern. Das überzeugt unsere Kundschaft davon, dass wir immer passende Qualität liefern können. So sind wir ein Recyclinghersteller, der auch Rohstoffe gewinnt – und kombinieren das mit unserer Überzeugung im Bereich Kreislaufwirtschaft.

Wenn sich die Lebensdauer von Trachyt dem Ende zuneigt: Welche Möglichkeiten gibt es dann, Trachyt zurück in den Rohstoffkreislauf zu führen?

Der erste Trachyt aus unseren Anfängen wird voraussichtlich in 15 bis 20 Jahren zurückgeführt. Aktuell planen wir, dass das ausgebaute Material über eine Waschtechnologie gereinigt und in kleinerer Körnung wieder zur Verfügung gestellt wird. Ich gehe von Material zwischen null und 20 Millimetern aus. Das lässt sich wiederum ergänzen durch neu gewonnenen Trachyt, sodass das Material im Straßenbau wieder eingesetzt werden kann.

Man merkt Ihnen beim Sprechen an: Sie sind voller Begeisterung für Trachyt. Überträgt sich diese Begeisterung auch auf Ihre Kunden?

Ganz ehrlich: Der Großteil unserer Kunden hat am Anfang verhalten reagiert. Aber die Einstellung zu Trachyt hat sich mittlerweile deutlich gewandelt und unsere Kundschaft mag Trachyt sehr! Heute beliefern wir unseren Trachyt hauptsächlich an Kunden im Straßenbau, im Garten- und Landschaftsbau und im klassischen Tiefbau. Besonders in ästhetisch relevanten Bereichen bekommt Trachyt immer mehr Bedeutung.

Was schätzen Eure Kunden am meisten?

Unsere Kunden schätzen Trachyt vor allem wegen seines Gewichts. Die Gesteinsart ist leichter als andere, also ich bekomme mehr Material pro Lkw-Ladung transportiert. Dadurch lässt sich mit weniger Tonnage auf der Baustelle mehr machen. Das heißt, ich schaffe mit weniger Tonnage und einem hohen Volumen im Ergebnis weniger Preis. Und das ist ein großer Vorteil von Trachyt.

Ihr Ansprechpartner

Brigitte Beppler