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Quartier 4.0

Neue Wege mit Altlasten

Dass es die Entsorgungs- und Abfallwirtschaft gibt, wie wir sie heute kennen, ist gar nicht so selbstverständlich. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich im Zuge des neuen Abfallgesetzes ein Abfallsystem, das Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft berücksichtigte. Davor war Abfall vor allem eins: unbrauchbar. Haushaltsabfälle wurden auf Müllkippen verbracht, die keine heute existierenden Standards erfüllten, Fabrikabfälle in Flüssen oder auf Nachbargrundstücken verkippt. Das ist in Deutschland zwar Schnee von gestern, hat aber bis heute weitreichende Folgen.

So auch beim Bauprojekt im Osten der Offenbacher Innenstadt. Fast 25 Jahre lag der ehemalige Güterbahnhof Ost der Stadt brach. Bis voraussichtlich Sommer 2023 soll hier unter dem Projekttitel Quartier 4.0 ein neues gemischt-genutztes Stadtquartier entstehen. Sprich: Ein Nutzungskonzept, das Wohnen und eine stadtverträgliche, urbane Produktion (auch Industrie 4.0 genannt, daher der Name) miteinander kombiniert. Ziel ist ein lebendiger Stadtteil inklusive Einzelhandel, Gastronomie, einem Gymnasium und einer 2,5 Hektar großen Parkanlage.

Das Problem dabei: Ein Gutachter stellte vor den Erschließungsarbeiten fest, dass der Boden teilweise mit Schwermetallen, Arsen, Dichloranilinen und vor allem Nitroaromaten belastet war. Das sind Chemikalien, die unter anderem als Grundstoff für die Herstellung von Farben und Pflanzenschutzmittel Anwendung finden.

Um den belasteten Boden zu entsorgen, kam Blasius Schuster ins Spiel. Zu ihrem Leistungsspektrum gehört nämlich die Entsorgung aller Baustoffe: „Unsere Fahrer, die Disposition und die Fahrzeuge sind auf alles vorbereitet“, so Diplom-Geograph und Projektleiter Meinolf Eckhardt. Von unbelastetem Boden bis zum Gefahrguttransport sei alles möglich. „Einen unbelasteten Boden der Kategorie Z0 kann jeder von A nach B fahren. Aber wenn es um Schadstoffablagerungen geht, braucht es Erfahrung und Expertise.“

Dafür arbeitet Blasius Schuster eng mit Verwertungsstellen und Deponien zusammen. „Wir sind Profis darin, geeignete Orte für unsere mineralischen Baustoffe zu finden, um selbst hochbelastetes Material sachgemäß zu entsorgen“, so Eckhardt. Trotzdem wurde auch Blasius Schuster vor einige Herausforderungen gestellt. Die Nitroaromate lagen partiell in Konzentrationen vor, die nicht mehr deponiert werden konnten. Der einzige Weg ist dann die thermische Behandlung in Sonderabfallverbrennungsanlagen.

Im Auftrag der Eiffage Infra-Südwest GmbH aus Alzey wurden insgesamt 24.000 Tonnen Aushubmassen entsorgt, davon knapp 2000 Tonnen als gefährlicher Abfall eingestuftes Material auf Sonderabfalldeponien und in Behandlungsanlagen.

Ein zweiter Auftrag zu diesem Bauvorhaben, dieser von der Firma Helmut Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH aus Geisingen, stellte sich als noch deutlich anspruchsvoller heraus: Rund 2000 Tonnen der Aushubmassen von insgesamt rund 9000 Tonnen waren mit Nitroaromaten und Dichloranilinen kontaminiert und mussten deshalb einer thermischen Behandlungsanlage zugeführt werden.

Ein Großteil der restlichen Mengen wurden bei Blasius Schuster aufbereitet und umgeschlagen. Sie kommen zu einem späteren Zeitpunkt als Verfüllmaterial zur Rekultivierung von Baugruben zum Einsatz. Und so schließt sich der Kreis, für den Blasius Schuster so bekannt ist.