„Je tiefer, desto besse... Trachyt

Paul Schuster steckt voller Ideen und Tatendran – selbst nach 57 Jahren im Geschäft. Was der Trachyt-Abbau für ihn bedeutet, welche Überraschungen das XXL-Projekt für ihn bereithielt und was er rückblickend anders machen würde, erzählt er im Interview.

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Paul Schuster vor einem Berg voll Arbeit – im wahrsten Sinne des Wortes. Auf das, was in der Grube Stemmer und Barbara passiert, ist er mächtig stolz
„Wir werden hier in den kommenden Jahren RUND ACHT MILLIONEN TONNEN TRACHYT abbauen“
DREAMTEAM

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Die beiden Geschäftsführer Paul Schuster (links) und Daniel Imhäuser (rechts) zu Besuch in der Grube Stemmer und Barbara

Seit 2020 trägt Blasius Schuster jetzt schon Trachyt ab. Wie fällt das Zwischenfazit nach drei Jahren aus?

Sehr positiv. Wir sind gut unterwegs und ich glaube: Mit dem Trachytabbau hier im Westerwald haben wir die ganze Firma Schuster ein gutes Stück nach vorne gebracht.

Was gab es in dieser Zeit an Überraschungen?

Unser Ansatz ist, dass wir die Dinge in Ruhe angehen, dass wir nichts überstürzen, die Behörden immer involvieren und streng gesetzeskonform arbeiten. Deshalb haben wir mit diesem Großprojekt noch keine Probleme gehabt. Eine kleine Überraschung ist für uns nur, wie sehr sich der Stein verändert. Je tiefer wir kommen, desto härter und besser wird das Material.

Sonst nichts? Keine Mammutzähne, keine seltenen Mineralien, kein Schatz?

Nein, nichts. Wir haben auch noch kein Gold gefunden, sondern nur viele tausend Tonnen Hartgestein.

Und was habt ihr gelernt? Schließlich ist die Trachytförderung eine Wissenschaft für sich, oder?

Wir sahen uns schon vor einige Herausforderungen gestellt, aber wir haben alle gemeistert. Mit Harald Lewalter und seiner Erfahrung haben wir es geschafft, dass die Maschinen heute viereinhalb Tage in der Woche störungsfrei laufen. Jeden Tag produzieren wir 1500 bis 2000 Tonnen, weil wir die Produktivität immer weiter steigern konnten und hier wirklich ein großartiges Team haben.

2000 Tonnen sind 80 Lastwagen-Ladungen. Wo geht das alles hin?

Vieles bleibt in der Region, geht an Tiefbauer, Straßenbauer sowie Garten- und Landschaftsbauer. Viele holen die Steine auch direkt hier bei uns in der Grube. Zudem engagieren wir uns aktuell bei vielen großen Bauprojekten im Rhein-Main-Gebiet, wohin wir Trachyt aus dem Westerwald als Rückladung mitnehmen. Dadurch liegt die Auslastung unserer Lkw jetzt bei 70 bis 80 Prozent, was fantastisch ist!

Normal sind eher 50 Prozent Auslastung …

Selbst das ist in der Branche schon ein guter Wert. Bei den meisten sieht die Wirklichkeit noch schlechter aus. Für die Umwelt ist es natürlich gut, dass unsere Lkw kaum noch leer fahren müssen, denn so brauchen wir für die gleiche Anzahl Tonnenkilometer nur noch halb so viel Sprit.

Wie wird der Trachyt gefördert?

Wir sprengen. Aber dann geht die eigentliche Arbeit erst los. Die großen Brocken zerteilen wir mit dem hydraulischen Meißel am Bagger, danach gehen die Steine in die Backenbrecher und Prallmühlen, ehe sie gesiebt und für den Einsatz bereitgelegt werden. Wir können die Maschinen so einstellen, dass wir unterschiedliche Qualitäten produzieren. Vom ganz feinen Gemisch mit Korngrößen zwischen null bis fünf Millimeter über 0-16, 0-32 und 0-45 bis hin zu 20-100 und 100-150. Damit erfüllen wir bisher alles, was aktuell nachgefragt wird.

Und Euer Bestseller? Welche Sortierung verkauft sich gerade am besten?

Das kommt ganz darauf an. Im Moment haben wir eine Großbaustelle am Autobahndreieck Rüsselsheim. Da werden 70 000 bis 80 000 Tonnen vom 0-200er-Material gebraucht, dazu nochmal 50 000 Tonnen mit 0-45.


Wie viele Menschen braucht es hier in der Grube, um diese Mengen termingerecht bereitzustellen?

Aktuell sind es sechs Leute. Wir haben zwei Produktionsstraßen am Laufen, zwei große Bagger, zwei Radlader und die Waage. Timo Kuhl macht Organisation und Disposition, Harald Lewalter hält die Maschinen am Laufen und wir haben ein Team, bei dem einer dem anderen hilft. Jeder ist ein Profi, aber alle helfen sich gegenseitig und springen auch mal füreinander ein.

Das gewonnene Gestein wird immer wieder im Labor auf seine gondrometrischen Eigenschaften untersucht. Was ist dabei bisher herausgekommen? Ist der Trachyt überall gleich oder eher unterschiedlich?

Er ist unterschiedlicher als wir gedacht haben. Daher produzieren wir einen Mix aus etwas weicheren und besonders harten Steinen. Schon die Sprengungen sind darauf ausgelegt, dass wir die oberen und die tieferen Gesteinsschichten gut durchmischen und so ein immer gleichbleibend gutes Produkt anbieten, dass allen geforderten Kriterien entspricht.

Was ist der Unterschied zwischen den verschiedenen Gesteinsschichten?

Die oberen haben Sonnenbrand, sind etwas stärker verwittert als die gut geschützten, tieferen Schichten.

Was spricht für Trachyt? Ich meine: Hartgestein ist ein begehrter Rohstoff – gleichzeitig aber muss Trachyt mit bekannteren Hartgesteinen wie etwa Granit, Grauwacke oder Quarzporphyr konkurrieren.

Naturstein ist inzwischen ein sehr gefragter Rohstoff. Die Nachfrage ist groß, aber es werden immer weniger Abbaugenehmigungen erteilt. Das führt dazu, dass die Verfügbarkeit des Rohstoffs Stein immer weniger wird. Mit unserem Trachyt füllen wir insofern eine echte Bedarfslücke.

Wie viel Trachyt ist hier bisher abgebaut worden?

Zwischen 700.000 und 800.000 Tonnen. Ich denke mal, dass wir bis 2024 die erste Million vollmachen, denn die Nachfrage – vor allem aus dem Straßenbau – ist gigantisch.

Wo wird der Trachyt verwendet? Achtet Ihr darauf, dass die Wege kurz bleiben?

Das macht immer Sinn. Wir verkaufen kleinere Mengen auch an große deutsche Natursteinanbieter, aber das meiste Material braucht es wirklich für Straßenbaustellen im Umkreis von 100 bis 200 Kilometer.

Und was steht noch an? Also wie dick ist die Trachytschicht über der Grube und wie viel Trachyt muss hier noch abgebaut werden?

Das können wir aktuell nicht genau beziffern. Unsere Aufgabe ist es, so viel Trachyt abzubauen, dass in der Grube auch in tieferen Lagen störungsfrei Ton abgebaut werden kann. Um das zu erreichen, werden wir sicher mehr als 8 Millionen Tonnen Trachyt abbauen müssen.

Wie lange wird das noch dauern? Wann wird die Grube erschöpft sein?

Wir wollen jedes Jahr mindestens 150 000 Tonnen Trachyt abbauen, dürfen aber auch mehr gewinnen. Insofern bin ich überzeugt, dass diese Grube noch mindestens eine volle Generation beschäftigen wird, also mindestens 30 Jahre.

Ihr Ansprechpartner

Caroline Lütjens

Leiterin Vertrieb, Prokuristin