Projektenwickler
Gross & Partner
Investition
> 1 Milliarde Euro
Architekt
Ben van Berkel/UNStudio
Erdaushub
400.000 Tonnen
Geschossfläche
213.000 qm
Abriss + Bauzeit
6 Jahre
Schwierigkeit
Hoch
Unternehmensgruppe
In die UnterweltDeutschlands derzeit GRÖSSTE INNERSTÄDTISCHE Baustelle liegt im Zentrum von Frankfurt. Wo einst die Deutsche-Bank-Zentrale stand, entsteht FOUR FRANKFURT: ein vertikaler neuer Stadtteil. Bevor aber nach oben gebaut wird, entstehen unter Beteiligung von Blasius Schuster Fundamente und eine Tiefgarage, die von oben nach unten wächst. Der riesige Baggerlöffel verschwindet langsam in einem Loch der Betondecke. Wir befinden uns auf minus eins der zukünftigen Tiefgarage von Frankfurts zurzeit größter und wohl auch spektakulärster Baustelle. „Dieser Bagger wurde extra für diese Baustelle umgebaut. Die Schaufel kann mittels einer Hydraulik aus bis zu 20 Metern Tiefe Erde heraufholen“, erzählt Martin Eckert. Als Bauleiter von Blasius Schuster ist er hier dafür verantwortlich, dass die 400.000 Tonnen Erdaushub, die in den vergangenen Monaten nach oben befördert wurden, nun zeit- und vor allem ordnungsgemäß abtransportiert werden. Dafür kommt die Baggerschaufel jetzt auch wieder ans Tageslicht und spuckt schwarzbraunen, klebrigen Frankfurter Ton in den Schuster-Kipper. Abfahrt – und der nächste Lkw wartet schon.
Dass noch in diesem Maße gebaggert wird erstaunt, denn wir stehen auf einer so gut wie fertigen Parkhaus-Geschossdecke. „Jetzt tauchen wir in eine andere Welt“, sagt Martin Eckert und lächelt. Er führt uns über eine Bautreppe nach unten. Wir passieren ein Parkhaus-Geschoss im Rohbau, auch im nächsten Stockwerk sieht es aus, als könnten hier bald erste Autos stehen – aber aus dem Untergeschoss schallt uns ein immer lauter werdendes Brummen entgegen. Letztes Stockwerk, wir ducken uns, um schneller zu sehen, was uns erwartet, und plötzlich stehen wir in einer anderen Welt: Dunkel! Laut! Wild! Der Boden ist schlammig, unbefestigt und mehrere leuchtende Augenpaare strahlen uns an. Das sind die Lichter der Schaufelbagger, die sich wie Urzeitameisen durch Jahrmillionen altes Erdreich wühlen. An dieser Stelle wird die Baugrube noch ausgehoben und die noch warme, dampfende, schwarze Erde zum großen Loch geschoben, durch das sich schüchtern ein wenig weiches Tageslicht nach unten tastet. Der Bagger mit dem extra langen Arm, den wir zu Beginn gesehen haben, wird hier gefüttert. „Diese Baustelle wird von oben nach unten gebaut“, sagt Martin Eckert. „Schon spektakulär, oder?“
Kurzer Exkurs: Damit die Hochhäuser rundherum, unter anderem Main Tower, Commerzbank Tower und Omniturm nicht in die 14.000 Quadratmeter große Baugrube rutschen, wurde diese befestigt, bevor die Aushubarbeiten überhaupt richtig in Gang kamen. Rund um das Gelände wurde eine Schlitzwand gefertigt, die auch zur Gründung der späteren Hochhauswände dient. Für weitere 370 Stützen und Gründungspfähle, die die vier neuen Gebäude in Zukunft tragen sollen, wurden Löcher gebohrt und die Stützen inklusive Anschlussstellen für die Geschossdecken darin im Ganzen versenkt. Erst nachdem die obere Geschossdecke fertig war, war das Konstrukt ausreichend stabil, um in die Tiefe zu graben. Jede neue Decke wurde jeweils auf einer Sauberkeitsschicht direkt auf den Erdboden gegossen. Durch Löcher konnten sich die Bagger anschließend Stück für Stück unter der neuen Betondecke nach unten buddeln. Mit dieser sogenannten Deckelbauweise gräbt sich das Gebäude Stück für Stück in die Erde. Heute stehen wir bereits auf einer Tiefe von 20 Metern. Noch rund einen Monat laufen die Aushubarbeiten für das letzte unterirdische Geschoss. Hinter uns sind Arbeiter bereits damit beschäftigt, gigantische Baustahlkörbe für die bis zu vier Meter dicke, finale Bodenplatte vorzubereiten.
Jetzt wächst das Projekt in den Himmel. Bis zum Dach werden es am Ende 233 Meter sein. Architekt Ben van Berkel und sein Team von UN-Studio öffnen mit ihrem Entwurf das bisher unzugängliche Gelände wieder für die Menschen und verbinden Innenstadt und Bankenviertel. Gleichzeitig wird FOUR Frankfurt ein multifunktionaler, in sich geschlossener Innenstadtbereich, wo Leben und Arbeiten nah beieinander liegen. Denn in den vier Türmen mischen sich Nutzungen wie Hotel, Serviced Apartments, Wohnungen und Büros. Die wie Kristalle eingeknickten Fassadenelemente stehen in Beziehung zueinander und werden die berühmte Skyline nachhaltig beeinflussen. 2024 soll das letzte der vier Gebäude fertig sein.